Soirée: FUTUR II
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PROGRAMMÄNDERUNG!!!
Die DISKUSSION muss aufgrund akuter Zeitknappheit (scheiß Lohnarbeit!) abgesagt werden. Der Rest wie gehabt. Punk & Techno.
23.00 - KONZERT
Rauchaus (expunk)
und im Anschluss - TECHNO
mit Perm (live), Leipzig - Institut für Zukunft
support: Stephan Bovenschen & David Gold, Augsburg
>> Wir gehen jetzt. Dreh dich nicht um. Wir vergessen dich und auch dein Name soll vergessen werden. Andere sind bereits verschwunden. Und auch du sollst verschwinden wie so viele andere vor dir. Jetzt wird es dunkel. Vergiss deine Jacke nicht. THE ICE AGE IS COMING. Streich deinen Namen von den Tafeln, stell dein Glas beiseite. Wir spüren Furcht und du bist ihr Gesicht. Eigentlich gehen wir nicht, sondern laufen schon. Auch du solltest unverzüglich mit dem Erlernen des Laufens beginnen <<
friendly fire, Absolute Gegenwart, Merve Verlag Berlin
Die Zeitform des Futur II drückt die Tatsache aus, dass eine Handlung bis zu einem bestimmten Zeitpunkt in der Zukunft abgeschlossen sein wird. Das Schwarze Schaf wird Ende September seine Pforten geschlossen haben. Soviel ist klar: Schluss, aus, vorbei.
Das alles seinen Anfang und ein Ende haben muss, ist eine Binsenweisheit. Und doch hat die Nachricht, dass das Schaf demnächst dicht macht in der kleinen Szene in Augsburg, für die ein Klub heutzutage eben auch eine Art Wohnzimmer bedeutet, in dem man sich wohlig einrichtet, zu einem kleinen Schock geführt. „Es kann doch nicht einfach vorbei sein?“, heißt es verwundert. Doch, kann es!
Das berühmte „We`ll never stop living this way“ mit dem Rainald Götz sein Erzählung „Rave“ beendet, ist eben nicht nur als trotzige Widerstandsparole zu verstehen die einen weiter an der „Feier der Kapputheit“, wie es an einer anderen Stelle heißt, festhalten lässt, sonder auch als Drohung: NEVER STOP! Es soll, ja es muss immer weiter gehen im Beat der Musik im ewigen Loop auf dem die elektronische Musik basiert, der ohne erkennbaren Anfang und Ende eben auch eine Stilllegung der Zeit in einer absoluten Gegenwart bedeutet.
Es ist das abrupte Enden einer Party um Punkt 5 Uhr morgens, wie wir es die letzten Jahre in Augsburg ständig erleben mussten, das den Loop kurzzeitig zerbricht. Auf diese schmerzvolle Erfahrung, dass das was nicht Enden soll doch irgendwann enden muss, folgt oftmals der Entschluss die Enge der bayerischen Provinz zu verlassen, um der letzten urbanen Phantasmagorie zu folgen, die seit etwa einem Jahrzehnt den Namen Berlin trägt. Dort ist vielleicht nicht alles besser, aber zumindest scheinen die Partys dort niemals zu enden.
Allein das Sprechen über eine mögliche Zukunft abseits des ewigen Loops scheint heute bis zur Unmöglichkeit versperrt. Die geschilderte Gesamtsituation hat etwas Konservatives vielleicht sogar mehr als das, sie zeigt regressive Züge wenn gleichsam im Schatten des Stillstands, gesellschaftliche Errungenschaften immer weiter zurückgenommen werden. Die kritische Theorie setzt einer derartigen Diagnose klassischerweise die Erkenntnis entgegen, dass dieser Zustand nur Resultat einer Gesellschaft ist, die sich gleichsam unbewusst hinter dem Rücken der Handelnden einstellt und die sich prinzipiell Ändern ließe. Die Diagnose eines Stillstands der Zeit im ewigen Loop ist in diesem Sinne Ideologie, einen gesellschaftlich notwendigen Schein, den es zu durchschauen und zu verändern gelte.
Vor dem Verändern liegt aber die Tätigkeit des Durchschauens, des Duchdenkens, für die in einer Situation der ständigen Ablenkung, der fließenden Datenströme unser Smartphones und des ständigen Aufsaugens der Gegenwart im Zuge der Party kaum mehr Zeit bleibt. Die kleine Irritation des Loops, etwa dann, wenn das animierte Gif ein wenig ruckelt, der Beat gebrochen wird oder wenn ein Klub dichtmacht, kann daher auch als Möglichkeit verstanden werden. Als klitzekleines Versprechen auf eine mögliche Zukunft.